Die Mutter von Maik kam zu mir zum Erstgespräch mit der Sorge, dass sich ihr Sohn nicht konzentrieren kann. Immer wieder lenkt er beim Lernen von den Aufgaben ab. Er spielt mit dem Bleistift, der sich zum Auto verwandelt, beobachtet die Fliege an der Wand, sucht ständig seine Arbeitsmaterialien, aber auf die Aufgabe kann er sich einfach nicht konzentrieren. Mein Auftrag hieß, Maik zu befähigen seine Konzentration zu verbessern.
Konzentrationsprobleme – wirklich?
Konzentrationsprobleme sind in der Lerntherapie und im Lerncoaching immer wieder Thema. Doch was steckt dahinter? Sind es wirklich Konzentrationsprobleme?
Konzentration ist die willentliche Fokussierung der Aufmerksamkeit auf eine bestimmte Tätigkeit, um ein kurzfristiges Ziel zu erreichen oder eine gestellte Aufgabe zu lösen.
Tue eine Sache zu einer Zeit.
Singh
Oft stecken verschiedene Gründe dahinter, die die Konzentration erschweren oder unterbrechen. Dann hilft auch ein gutes Konzentrationstraining wenig. Ich empfehle im ersten Schritt die Rahmenbedingungen zu überprüfen. Maik fokussierte sich bereits länger auf eine Aufgabe, nachdem sein Lernplatz umgestellt und reizarmer gestaltet wurde.
Kann sich jedes Kind konzentrieren?
Eltern berichten mir von gigantisch selbst gebauten Legobauwerke ihrer Sprösslinge oder wundervolle gebastelte Kunstwerke ihrer Kinder. Um diese Ergebnisse zu erzielen, sind Ausdauer und Konzentration wichtig. Wenn das Kind eine Ritterburg oder ein Puppenhaus aus Lego baut, dann ist seine Aufmerksamkeit meist auf diese eine bestimmte Tätigkeit, auf das Bauen gerichtet.
Jedes Kind kann sich konzentrieren (ausgenommen Krankheiten).
Sollte dieses beim Lernen noch nicht so gut gelingen, dann gilt es die Konzentrationsmonster herauszufinden. Konzentrationsmonster sind individuell und bei jedem Kind verschieden. Genannt im Lerncoaching werden häufig:
- störende Geräusche
- mangelnde technische Ausrüstung
- Unordnung am Arbeitsplatz
- fehlende Pausen
- Über- und Unterforderung
- Zeit- und Leistungsdruck
- Motivation
- Essen und Trinken
- Mangelnde Bewegung
- Übermüdung
Erster Schlüssel zum erfolgreichen konzentrierten Lernen – gut gelaunt lernen
Mit dem Lernen ist es wie mit dem Fahrradfahren. Anfangs läuft alles bewusst ab. Wir müssen auf alles achten, auf das Gleichgewicht, das Lenken, das Treten. Irgendwann funktioniert dann alles. Ab diesem Zeitpunkt müssen wir uns nicht mehr konzentrieren unser Gleichgewicht zu halten oder zu lenken. Die meisten Prozesse laufen automatisiert ab. Entscheidend für das Lernen sind die Wiederholungen. Wichtig für unser Gehirn ist, dass Modelle oder Abläufe immer wieder neu gezeigt werden, um Muster im Gehirn erneut aufzubauen.
Fahrrad fahren kann man entweder mit Spaß und entspannt lernen oder unter Druck. Spüren wir Druck, dann verstärkt sich der Druck noch mehr. Auch die Hausaufgaben können negative Gefühle auslösen. Im Unterbewusstsein wird abgespeichert, dass das Lernen anstrengend und langweilig ist. Wichtig ist sich klarzumachen: Lernen kann Spaß machen! Wir können gute Gefühle erzeugen, damit unser Unterbewusstsein auch Lust hat zu lernen.
Das Unterbewusstsein verknüpft ständig alle Sinne!
Daher ist es wichtig, uns vor dem Lernen in gute Stimmung zu versetzen Was kannst du am Anfang des Unterrichts oder der Hausaufgaben tun, um positiv gestimmt zu sein? Vielleicht kannst du dein Lieblingslied anmachen und sogar dabei durch den Raum tanzen. Wichtig ist mit einem positiven Gefühl die Aufgaben zu beginnen. Diese positiven Erfahrungen verknüpfen sich dann mit dem Lernen.
Beginne das Lernen mit einem positiven Gefühl, genau hier liegt der Schlüssel zum ERFOLG.
Zweiter Schlüssel zum erfolgreichen konzentrierten Lernen – Akzeptanz
Vieler unserer Gedanken und Verhaltensweisen sind alt und negativ. Sie sind in unserem Gehirn und Unterbewusstsein gespeichert. Schlechte Noten, viel zu lernen, Streit oder Konflikte lösen innere Widerstände wie „Das sollte nicht so sein.“, “ … hätte ich doch bloß …“, „Wäre das doch nicht passiert.“, „Das ist super ungerecht.“ aus. Alle diese Gedanken führen nur noch zu mehr Frustration und Leistungsdruck.
Ziel ist, mit dem Leistungsdruck gelassen umzugehen. In Ruhe ein- und ausatmen und die Situation bewusst wahrnehmen kann hilfreich sein. Das, was passiert ist, ist jetzt echt doof, aber ich nehme das an. Ich akzeptiere es. So ist es jetzt.
Es geht darum, die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft so anzunehmen, wie sie sind.
Alles ist okay!
Wenn wir etwas nicht akzeptieren, haben wir enormen Stress und kämpfen somit die ganze Zeit gegen uns selbst.
Ein gut vorbereiteter Arbeitsplatz – einer der Garanten für Konzentration
Der Schreibtisch sollte möglichst aufgeräumt sein. Am besten es befinden sich nur die Materialien darauf, die gerade für die Aufgaben benötigt werden. Am Arbeitsplatz sollte wenig Ablenkung vorhanden sein. Das Handy liegt am besten in einem anderen Raum und ist auf lautlos geschaltet. Empfohlen wird die Blickrichtung in den Raum, da die Ablenkung geringer ist als beim Blick aus dem Fenster. Hilfreich sind motivierende Bilder, Sprüche oder gar die Visualisierung des eigenen Ziels. Du kannst dir dein Ziel aufschreiben oder auch ein Symbol dafür finden.
Um die Konzentration aufrecht erhalten zu können, benötigt unser Gehirn ausreichend Flüssigkeit. Stelle dir am besten ein Glas Wasser vor Arbeitsbeginn an deinen Lernplatz bereit. Weiterhin ist ausreichend Sauerstoff für das Denken wichtig. Lüfte vor dem Lernen gut durch.
Auch der Esstisch kann ein toller Arbeitsplatz sein. Vorteilhaft ist, dass man dort oft nicht allein ist und Fragen gestellt werden können. Da der Esstisch nach Beendigung der Aufgaben wieder anderweitig genutzt wird, müssen danach die Sachen wieder ordentlich verstaut werden. Wird dieser Arbeitsort gewählt, dann bleibt das Kinderzimmer Kinderzimmer. Das Lüften des Raumes und das Bereitstellen eines Glases Wasser sind auch hier relevant.
Um ständige Unterbrechungen beim Lernen zu vermeiden, sollte vor Arbeitsbeginn überlegt werden, welche Materialien gebraucht werden. Ein Bleistift, ein Lineal, ein Füller, Patronen, Radiergummi sollten immer bereit liegen. Das erspart unnötiges Suchen und damit auch jede Menge Zeit.
Weitere Tipps wie sich dein Kind konzentrieren kann
Konzentrationsmonster können alle Formen der Ablenkung und Außeneinflüsse wie Lärm aber auch Gegenstände sein, die die Aufmerksamkeit binden, sein. Es lohnt sich vorbeugend tätig zu werden, damit sich dein Kind konzentrieren kann. Lernen an einem geeigneten Platz, vielleicht ein Schild an der Tür „Bitte nicht stören, hier wird gelernt“, eine Tasse des Lieblingstees oder Edelsteinwasser (Wasser, welches in einer Karaffe auf Rosenquarz oder Bergkristall aufgegossen wurde), eine Atemübung … der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Jeder sollte sein eigenes Ritual finden, um individuelles Lernen zu ermöglichen.
Wie weiter?
Die Motivationsmonster deines Kindes verstecken sich noch und ihr möchtet sie entdecken um sie anschließend zu besiegen? Vielleicht kennt dein Kind auch schon seine Motivationsmonster und braucht noch Ideen, wie sie besiegt werden können. In der Lernmagie – der Erfolgskurs für Schüler der 3. bis 6. Klasse mit Lern- und Konzentrationsschwierigkeiten decken wir die Monster auf und finden individuelle Lösungen.
Ein Gedanke zu „Mein Kind kann sich einfach nicht konzentrieren, da kann man einfach nichts tun – oder etwa doch?“