Selbstregulation bei Kindern stärken – das wünschen sich viele Eltern, wenn ihr Kind beim kleinsten Frust in Tränen ausbricht oder vor Wut das Spielbrett umwirft. Vielleicht hast du es selbst schon erlebt: Dein Kind sitzt an den Hausaufgaben, es klappt nicht auf Anhieb, und plötzlich fliegen Stift und Heft durch den Raum. Oder es verliert beim Brettspiel und schreit: „Immer verliere ich!“ Das ist unfair!“
Diese Reaktionen zeigen, dass es noch schwerfällt, Emotionen zu steuern. Die gute Nachricht: Selbstregulation kann trainiert werden!
Viele Eltern stehen dann vor der Frage: Wie kann ich meinem Kind helfen, besser mit Frust umzugehen? Die Antwort liegt in einer Fähigkeit, die für den Schulalltag und das gesamte Leben entscheidend ist: Selbstregulation.
Als Lehrerin und Coach begegne ich täglich Kinder, die genau mit diesem Thema kämpfen. Manche brechen in Wut aus, wenn sie einen Fehler machen. Andere trauen sich gar nicht erst an eine Aufgabe heran, weil sie Angst haben zu scheitern. Die gute Nachricht: Selbstregulation kann trainiert werden!
Selbstregulation bei Kindern stärken – was ist eigentlich Selbstregulierung?
Selbstregulation bedeutet, dass ein Kind seine Emotionen und Impulse bewusst steuern kann. Es geht nicht darum, Gefühle zu unterdrücken, sondern darum, mit Frust und Stress so umzugehen, dass sie nicht alles blockieren.
➡️ Ein Beispiel aus meinem Schulalltag:
Ein Junge in meiner Klasse hatte große Probleme, seine Wut zu kontrollieren. Wenn etwas nicht klappte, schrie er los und rannte aus dem Klassenzimmer. Mit der Zeit habe ich ihm beigebracht, seine Emotionen zu benennen und bewusst eine „Pause-Taste“ zu drücken (mehr dazu später). Nach einigen Wochen kam er zu mir und sagte stolz: „Ich wollte eigentlich wütend werden, aber ich habe tief durchgeatmet.“ Und dann war es gar nicht mehr so schlimm.“
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Selbstregulation bei Kindern stärken: Warum Frustbewältigung so entscheidend ist
Kinder, die sich gut regulieren können, …
✅ bleiben bei schwierigen Aufgaben dran, anstatt frustriert aufzugeben.
✅ Lassen sich nicht sofort von äußeren Reizen ablenken.
✅ Gehen mit Kritik besser um und geraten seltener in Konflikte.
Und Kinder, die Schwierigkeiten damit haben?
Diese Kinder erleben oft großen Frust. Sie haben Probleme mit Gruppenarbeiten, geben bei den ersten Schwierigkeiten auf oder reagieren auf Misserfolge mit Wut oder Tränen.
➡️ Ein weiteres Beispiel aus meiner Erfahrung:
Ich erinnerte mich an ein Mädchen, das bei jeder Matheaufgabe sagte: „Das kann ich sowieso nicht.“ Noch bevor sie es überhaupt versuchte! Sie war so sehr daran gewöhnt, sich selbst als „schlecht in Mathe“ zu sehen, dass sie gar nicht erst probieren wollte. Erst als wir gemeinsam daran gearbeitet haben, ihre Gedanken zu hinterfragen und Strategien zur Selbstregulation einzusetzen, traute sie sich mehr zu.
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Drei Übungen effektiv, um die Selbstregulation bei Kindern zu stärken
Ich habe über die Jahre viele Techniken ausprobiert. Diese drei gehören zu meinen absoluten Favoriten, weil sie einfach sind und schnelle Wirkung zeigen.
1. Die „Gefühls-Ampel“ – Emotionen sichtbar machen
Manchmal überrollen Emotionen Kinder wie eine Welle. Sie spüren zwar, dass sie wütend oder traurig sind, können es aber nicht in Worte fassen. Hier hilft die „Gefühls-Ampel“:
🟢 Grün: Ich bin ruhig und entspannt.
🟡 Gelb: Ich merke, dass ich unruhig werde.
🔴 Rot: Ich bin wütend oder frustriert.
💡 So setzt du die Gefühls-Ampel im Alltag ein:
Hänge eine Ampel-Grafik an den Kühlschrank. Wenn dein Kind merkt, dass es sich regt, zeigt es die passende Farbe an. Das hilft ihm, Emotionen bewusst wahrzunehmen und sich selbst zu regulieren.
➡️ Erfahrung aus meinem Coaching:
Ein Junge, der bei jeder Kleinigkeit explodierte, begann mit der Zeit selbst zu sagen: „Ich bin gerade auf Gelb, ich brauche kurz eine Pause.“ Ein großer Erfolg!
2. Die „4-7-8“-Atemtechnik – Sofortige Beruhigung
Wenn ein Kind in einer Stresssituation steckt, hilft bewusstes Atmen. Diese Technik ist einfach und äußerst effektiv:
- 4 Sekunden einatmen
- 7 Sekunden Luft anhalten
- 8 Sekunden langsam ausatmen
🔹Wann anwenden?
Kurz vor einer Klassenarbeit, wenn dein Kind sich über etwas aufregt oder abends nicht einschlafen kann.
➡️ Erfahrungsbericht:
Ein Schüler, der vor jeder Mathearbeit panisch wurde, übte diese Atemtechnik mit mir. Nach ein paar Wochen sagte er: „Ich hab’s heute vor der Arbeit gemacht – und ich war viel ruhiger!“
3. Die „Pause-Taste“ – Impulse kontrollieren
Viele Kinder reagieren impulsiv: Sie schreien los, werfen Dinge oder laufen weg. Die „Pause-Taste“ hilft, innezuhalten.
🖲️ So funktioniert’s:
- Vereinbare mit deinem Kind eine Geste oder ein Wort für die Pause-Taste (z. B. „Stopp“, eine Faust auf die Brust).
- Sobald es merkt, dass Wut oder Frust aufkommt, soll es die Pause-Taste drücken.
- Danach tief durchatmen und überlegen: „Was kann ich stattdessen tun?“
➡️ Mein persönlicher Tipp:
Ich nutze diese Technik auch als Lehrerin, wenn ich merke, dass ich mich über eine Situation ärgere. Tief durchatmen, kurz innehalten – und dann eine bewusste Reaktion wählen.
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Selbstregulation entwickelt sich Schritt für Schritt
Es ist völlig normal, wenn dein Kind nicht sofort alle Strategien umsetzt. Wichtig ist, dranzubleiben und kleine Erfolge zu feiern.
💡 Wichtige Tipps für Eltern:
✔ Sei ein Vorbild – Kinder lernen durch Nachahmung.
✔ Bleib selbst ruhig, wenn dein Kind frustriert ist.
✔ Bestärke dein Kind, wenn es eine Strategie erfolgreich nutzt.
✔ Erlaube alle Gefühle, aber hilf deinem Kind, gesunde Wege zu finden, damit umzugehen.
Fazit: Selbstregulation ist ein Schlüssel zum Erfolg
Die Fähigkeit zur Selbstregulation hilft deinem Kind, Herausforderungen gelassener anzugehen – sei es in der Schule, beim Spielen oder in Konfliktsituationen. Mit kleinen, alltagstauglichen Übungen wie der Gefühls-Ampel, der Atemtechnik oder der Pause-Taste kannst du dein Kind unterstützen, Frust besser zu bewältigen.
Und denk daran: Jedes Kind entwickelt sich in seinem eigenen Tempo. Mit deiner liebevollen Begleitung wird es Schritt für Schritt sicherer. Auf Wunsch begleite ich dabei Eltern und Kinder. Hier kannst du etwas stöbern.