Kindergefühle begleiten statt managen – Warum Kontrolle nicht hilft

Kindergefühle begleiten statt managen – diese Entscheidung hat mein Leben als Mutter, Oma, Lehrerin und Coach verändert.
In meinem Alltag als Lern- und Familiencoach, Schulleiterin und KinFlex®-Therapeutin erlebe ich täglich, wie groß, stark und ehrlich Gefühle von Kindern sein können – und wie hilflos Erwachsene manchmal darauf reagieren. Dieser Artikel ist mein Beitrag zur Blogparade von Regine Patzer. Ich möchte dich mitnehmen in meine Erfahrungen, 

Gedanken und Herzensüberzeugungen.

Kinder brauchen keine Gefühlsmanager.
Sie brauchen Menschen, die mit ihnen durch den Sturm gehen.

Was bedeutet es überhaupt, Kindergefühle zu „managen“?

Wenn ich das Wort managen höre, denke ich an Aufgabenlisten, Deadlines und Effizienz. 

Gefühle aber lassen sich nicht planen oder kontrollieren und Kinder schon gar nicht.

👉 Gefühle zu managen klingt oft so:
„Jetzt reiß dich zusammen.“
„Das ist doch kein Grund zu weinen.“
„Wenn du dich nicht beruhigst, gehst du auf dein Zimmer.“
„Lach nicht so laut, das stört die anderen.“

All das sind typische Versuche, Gefühle zu unterdrücken oder schnell „abzuwickeln“. Warum? Weil wir Erwachsenen mit dem Ausdruck starker Emotionen oft überfordert sind.

Was heißt es, Kindergefühle zu begleiten?

Begleiten bedeutet:
Ich bin da.
Ich höre zu.
Ich urteile nicht.
Ich biete Halt.
Ich bleibe in Beziehung – auch wenn das Kind gerade „ausflippt“.

Das klingt einfach – ist es aber nicht.
Denn wir alle tragen unsere eigene emotionale Geschichte in uns.
Und manchmal ist es das wütende Kind, das einen Knopf bei uns drückt, den wir selbst noch nie wirklich angeschaut haben.

Persönliche Erfahrung: Mein Moment der Erkenntnis

Ich erinnere mich gut an eine Szene mit meiner eigenen Tochter, als sie etwa fünf Jahre alt war. Sie war müde, hungrig, überreizt – und schrie aus voller Kehle im Supermarkt, weil ich keine Süßigkeiten kaufen wollte.

Damals war ich müde vom Arbeitstag, mein Kopf voller To-dos, und ich wollte einfach nur funktionieren.
Ich versuchte alles: Beruhigen. Ablenken. Strafen. Und am Ende? Schimpfen.

Heute weiß ich: Ich hätte bei ihr bleiben sollen. Nicht körperlich – das war ich ja,
sondern emotional.
Ich hätte sagen können: „Ich sehe, wie wütend du bist. Und du darfst das gerade sein.“

Damals konnte ich das nicht.
Heute bin ich dankbar, dass ich gelernt habe, besser hinzuschauen,
mit Kindern gemeinsam durch ihre Gefühle zu gehen – statt sie zu beenden.

Kindergefühle begleiten: blonde Frau greift sich verzweifelt in die Haare
Manchmal löst das wütende Kind etwas in uns selbst aus, was wir selbst noch nie wirklich angeschaut haben.

Warum Kinder starke Gefühle zeigen (und das auch sollen)

Kinder fühlen intensiver als Erwachsene.
Ihre Hirnreife ist noch nicht abgeschlossen – das limbische System (Gefühlshirn) ist in Aktion, während der präfrontale Kortex (Kontrolle) oft noch Pause macht.

➡️ Das bedeutet: Kinder leben ihre Gefühle, statt sie zu analysieren.

Sie sind traurig – und weinen.
Sie sind wütend – und schreien.
Sie freuen sich – und hüpfen laut quietschend durchs Zimmer.

Und genau das ist gesund.

Wenn wir Kinder früh darin unterbrechen, ihre Gefühle zu zeigen, lernen sie:
„So wie ich bin, bin ich falsch.“
„Meine Gefühle sind zu viel.“
„Ich muss sie verstecken, damit ich geliebt werde.“

Wut, Angst, Traurigkeit: Die ungeliebten Gefühle

Gerade „negative“ Gefühle machen uns Erwachsenen oft Angst.

➡️ Doch sie sind wichtige Signalgeber.

  • Wut zeigt: Eine Grenze wurde überschritten.
  • Traurigkeit zeigt: Ein Verlust oder Schmerz ist da.
  • Angst zeigt: Ich brauche Sicherheit.

Ein Kind, das laut wird, hat ein Bedürfnis.
Es will gesehen, gehört, verstanden werden.

Aber: Wir sind nicht dafür verantwortlich, dass unser Kind sofort wieder „funktioniert“.
Wir sind dafür verantwortlich, dass es sich sicher und angenommen fühlt.

Aus dem Lerncoaching: Wenn Gefühle Lernen verhindern

In meinen Coachings mit Grundschulkindern sehe ich oft:
Hinter KonzentrationsproblemenLRS oder Dyskalkulie steckt ganz viel emotionaler Stress.
Manche Kinder haben eine regelrechte Angst vor Fehlern entwickelt – oft durch Leistungsdruck 

oder weil sie immer wieder gehört haben: „Das musst du doch endlich können!“

Ich erinnere mich an einen Jungen, 8 Jahre, der beim Schreiben jedes Mal mit Tränen kämpfte.
Nicht, weil er keine Lust hatte.
Sondern weil er sich wertlos fühlte, sobald er einen Buchstaben falsch setzte.

Seine Eltern sagten: „Er übertreibt.“
Ich sah: Er fühlt sich hilflos.

Unsere Arbeit begann nicht mit Rechtschreibstrategien.
Sondern mit der Frage:
„Was brauchst du, um dich sicher zu fühlen, wenn du etwas Neues

lernst?“

Kindergefühle begleiten: Blondes Mädchen steht vor einem großen Somawürfel und überlegt
Nachdenken oder steckt doch etwas anderes dahinter?

Begleitung statt Beruhigung: Was Kinder in Krisenmomenten brauchen

Statt „Beruhig dich!“, versuche ich heute:

  • Benennen: „Ich sehe, du bist gerade richtig wütend.“
  • Bestätigen: „Das ist auch ganz schön schwer auszuhalten.“
  • Beistehen: „Ich bleibe bei dir.“
  • Boden geben: „Du bist sicher.“

Das gilt auch für meine Enkelin, die mit ihren 6 Jahren sehr willensstark ist.
Wenn sie laut wird oder sich verweigert, hilft kein „Jetzt beruhig dich mal.“
Was hilft:
Auf Augenhöhe gehen. In den Arm nehmen. Ihre Perspektive verstehen.

Und manchmal auch:
Eine Pause. Frische Luft. Oder das berühmte Wutweg-Kissen aus meinem Freebie.

Was brauchen Kinder wirklich?

✅ Sicherheit
✅ Bindung
✅ Zeit
✅ Verständnis
✅ Raum für ihre Gefühle
✅ Vorbilder, die authentisch mit ihren eigenen Gefühlen umgehen

Kinder dürfen lernen, dass sie wütend, traurig, frustriert oder aufgeregt sein dürfen – ohne dafür abgelehnt zu werden.

Dazu müssen wir Erwachsenen bereit sein, uns unseren eigenen Gefühlen zu stellen.

Das Drahtseil: Zwischen Fürsorge und Überforderung

Ich weiß, wie schwer das manchmal ist.

Wenn ich nach einem Schultag selbst mit den Nerven am Ende bin.
Wenn ich 25 Kinder im Klassenraum habe
oder wenn im Coaching ein Kind auf dem Boden liegt und nicht mehr will.

Dann erinnere ich mich:
Es geht nicht darum, immer alles richtig zu machen,
sondern darum, präsent zu bleiben.

Ein Kind, das spürt:
„Meine Mama oder mein Lehrer ist bei mir – auch jetzt.“
wird lernen:
„Ich darf so sein, wie ich bin. Und ich kann mich auch wieder beruhigen.“

Kindergefühle begleiten: Mädchen mit blonden Haaren steht am Fenster und schaut hinaus
Ich darf so sein, wie ich bin.

Fazit: Kindergefühle begleiten –ein Geschenk an unsere Zukunft

Kinder sind keine kleinen Erwachsenen.
Sie sind Wesen in Entwicklung
mit einem feinen Gespür für Echtheit.

Wenn wir lernen, Kinder in ihren Gefühlen zu begleiten – statt sie zu regulieren oder zu managen – 

dann wachsen Kinder auf, die sich selbst kennen, annehmen und lieben können.

Und das ist das größte Geschenk, das wir ihnen machen können.


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im Familienalltag wünschst. Gemeinsam finden wir heraus, was dein Kind – und du – wirklich brauchen.


Dieser Artikel ist mein Beitrag zur Blogparade von Regine Patzer:
👉 Kindergefühle – managen oder begleiten? Was Kinder wirklich brauchen

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